Alter: von 10 bis 13 Jahren
Gruppengröße: 5-20 Kinder
Zahl der benötigten Helfer*innen: keine
Dauer der Aktion: 60 Minuten
Material: Haftnotizen oder Zettel und Klebeband, Flipchartpapier und Marker oder Tafel und Kreide, Kopie des Art. 13 der UN-Kinderrechtskonvention
Ziel:
Ziel der Übung ist die Reflexion über die Ursachen und Wirkungen verletzender Sprache und das Erkennen der Grenzen freier Meinungsäußerung. Zudem erfolgt ein Lernprozess, um sich gegen verletzende Sprache zu wehren.
Umsetzung:
1. Schreiben Sie Artikel 13 der KRK auf und / oder lesen Sie ihn laut vor. Weisen Sie darauf hin, dass dieser KRK-Artikel Kindern das Recht auf freie Meinungsäußerung gibt, diese Äußerungen aber insoweit einschränkt, als sie die Rechte und den Ruf anderer beschädigen. Sprechen Sie über freie Meinungsäußerung, z. B. anhand folgender Fragen:
a. Sollten wir immer alles sagen können, was wir wollen?
b. Sollte es Grenzen geben für das, was wir über unsere Gedanken und Überzeugungen sagen?
c. Welche Art von Sprache würde die Rechte anderer Menschen verletzen?
d. Welche Art von Sprache würde den Ruf anderer Menschen verletzen?
2. In dieser Aktivität sollen einige dieser Fragen ausgelotet werden.
3. Verteilen Sie Zettel an alle Kinder und bitten Sie sie, verletzende Kommentare, die manche Leute über andere Kinder sagen, oder Schimpfnamen, die Kinder sich untereinander nachrufen, aufzuschreiben, und zwar jeweils auf einen eigenen Zettel.
4. Zeichnen Sie eine Tabelle an die Wand mit einer Bandbreite von „Hänseleien / scherzhaft“ bis hin zu „Sehr verletzend / herabsetzend“. Die Kinder sollen ihre Zettel auf der Tabelle dort einordnen, wo sie ihrer Meinung nach hingehören. Sie sollen dabei nicht sprechen.
5. Dann sollen sich alle die Wand ansehen und dabei nicht sprechen. Meist kommen dieselben Wortemehrmals vor und fast immer werden sie unterschiedlich eingeordnet.
Auswertung:
1.Fragen Sie die Kinder nach ihren Beobachtungen und leiten Sie die Analyse z.B. mit folgenden Fragen an:
a. Tauchen manche Wörter in mehr als einer Spalte auf?
b. Warum empfinden einige ein Wort als nicht verletzend, das andere für verletzend oder herabsetzend halten?
c. Spielt es eine Rolle, wie man etwas sagt? Oder wer es sagt?
d. Warum werden solche Dinge gesagt?
e. Ist das Verletzen anderer mit Worten eine Form von Gewalt? Warum?
2. Fragen Sie die Kinder, ob sie in diesen verletzenden Worten irgendwelche Muster oder Kategorien erkennen können. Wenn die Kinder Kategorien erkennen und nennen (z. B. über Äußerlichkeiten und körperliche Fähigkeiten, mentale Eigenschaften, Sexualität, Familie oder ethnischen Hintergrund), schreiben Sie diese an die Tafel. Mögliche Fragen:
a. Sind manche Wörter nur auf Mädchen gemünzt? Oder nur auf Jungen?
b. Warum bedient sich verletzende Sprache eurer Meinung nach dieser Kategorien?
c. In welchen Kategorien finden sich die Worte, die ihr als besonders verletzend empfindet?
d. Was lässt sich aus diesen Kategorien über verletzende Sprache ableiten?
3. Die Kinder nehmen ihre Zettel von der ersten Tabelle ab und hängen sie unter die Kategorie, in die sie am besten passen. Eventuell können Sie eine Kategorie mit „Anderes“ überschreiben. Mögliche Fragen:
a. Unter welchen Kategorien hängen die meisten Zettel? Wie ist das zu erklären?
b. Fallen die Worte, die ihr als besonders verletzend empfindet, in bestimmte Kategorien?
c. Die folgende Frage sollt ihr nicht laut beantworten, sondern nur darüber nachdenken: Fallen dieWorte, die ihr selbst benutzt, in eine bestimmte Kategorie?
4. Die Kinder berichten über ihre Schlussfolgerungen in Schritt 3. Verknüpfen Sie verletzende Sprache mit menschenrechtlichen Verpflichtungen, z.B. anhand folgender Fragen:
a. Sind Erwachsene verpflichtet, verletzende Ausdrücke zu unterbinden? Wenn ja, warum?
b. Sind Kinder verpflichtet, selbst damit aufzuhören? Wenn ja, warum?
c. Wie könnt ihr in eurer Gemeinschaft verletzende Ausdrücke unterbinden?
d. Warum ist das wichtig?
e. Inwiefern verstößt verletzende Sprache gegen die Menschenrechte einer Person?
Sonstiges:
Setzen Sie die Diskussion darüber, wie die Kinder verletzender Sprache Einhalt gebieten können,fort. Lassen Sie sie in Rollenspielen Situationen darstellen, in denen jemand beleidigt wird, und lassen Sie die Kinder gemeinsam ausprobieren, wie man darauf reagieren kann.
Nutzen Sie diese Aktivität zu einer Diskussion darüber, welche Sprache die Kinder in der Gruppeverwenden. Sollten bestimmte Worte nach übereinstimmender Meinung aller Gruppenmitglieder nicht benutzt werden?
Wenn Ihre Gruppe bereits Gruppenregeln entwickelt hat, überlegen Sie, ob eine Regel über verletzende Sprache ergänzt werden soll.